Johann Vincenz Cissarz studierte ab 1891 an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden und war Meisterschüler des Historienmalers Ferdinand Wilhelm Pauwels. Ab 1897 war er als selbstständiger Grafiker in Dresden tätig und wurde v. a. durch seine Plakate und Gebrauchsgrafiken bekannt. Zudem gehörte er zu den frühen künstlerischen Mitarbeitern der „Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst“. Ab Frühjahr 1903 bis Herbst 1906 war er Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie, wo er seine Tätigkeit in die Bereiche der Innenarchitektur und des Kunstgewerbes ausdehnte. An der zweiten Künstlerkolonie-Ausstellung 1904, deren Katalog und Plakat er gestaltete, beteiligte Cissarz sich mit drei kompletten Zimmerausstattungen im „Blauen Haus“ der „Dreihäusergruppe“. Hier veranstalteten auch einzelne Verkaufsfirmen Sonderausstellungen mit buchgewerblichen, lithografischen und textilen Arbeiten von Cissarz. Für das Musikzimmer des Deutschen Hauses auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 schuf er ein Gemälde zur 7. Synfonie Beethovens. 1906 wurde er als Lehrer für das Gebiet der Buchausstattung an die „Lehr- und Versuchsstätten“ des Vereins Württembergischer Kunstfreunde in Stuttgart berufen, wo er 1913 die Abteilung für grafische Künste und Buchgewerbe an der Kunstgewerbeschule aufbaute. 1908 wurde er Mitglied im Deutschen Werkbund. Zwischen 1916 und 1940 leitete er die Klasse für freie Malerei an der Kunstgewerbeschule in Frankfurt a. M. und entwarf bis 1924 Bucheinbände für mehrere namhafte Verlage wie Callwey, Cotta, Diederichs, Klimsch, Alexander Koch und Ullstein.