Nach einer Ausbildung als Holzbildhauer in Budapest, Bukarest und Wien besuchte Josef Emil Schneckendorf ab 1892 die Akademie der Bildenden Künste in München. Ab 1898 widmete er sich ausschließlich der Anfertigung von Edelglasarbeiten – und als Nebenprodukt Schmuckstücken – wobei er sich als Autodidakt in die Technik der Glasbereitung und Glasfärbung einarbeitete. Die Auszeichnungen, die Schneckendorf zwischen 1902 und 1906 auf den großen Ausstellungen erhielt, waren wohl ausschlaggebend für seine Berufung nach Darmstadt. Hier eröffnete Großherzog Ernst Ludwig 1907 im barocken Residenzschloss die Großherzogliche Edelglasmanufaktur als einen Zweig der Künstlerkolonie und ernannte Schneckendorf zum Direktor des Kleinunternehmens. Nach dem von Schneckendorf neu entwickelten Verfahren wurden die Gläser abwechselnd mehrmals bemalt und unter Luftabschluss gebrannt, bis sie ihre charakteristische metallisch schimmernde Oberfläche erhielten. Aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes sowie der Verwendung wertvoller Materialien waren die Gläser sehr teuer. 1908 wurden die Produkte der Edelglasmanufaktur auf der Hessischen Landesausstellung dem Darmstädter Publikum erstmals in größerem Umfang vorgestellt und erhielten begeisterte Kritiken, wenn auch der wirtschaftliche Erfolg ausblieb. 1911 entwickelte Schneckendorf ein neues Verfahren, das die Verwendung teurer Metalloxide auf ein Minimum reduzierte, sodass die Preise gesenkt werden konnten. Doch schon im gleichen Jahr musste die in den Besitz Schneckendorfs übergegangene Manufaktur schließen, da sich der erhoffte Verkaufserfolg nicht eingestellt hatte. Schneckendorf kehrte nach München zurück und trat nach 1912 als Glaskünstler nicht mehr in Erscheinung.